Abschlussbericht der
Feuerwehr zur Unwetter-/Hochwasserlage
Es begann alles harmlos am 14.07.2021. Gegen
08:00 Uhr bekam die Feuerwehr ihren ersten Einsatz im Eicherhofpark. An
den dortigen Kindergärten musste eine Sandsackbarriere aufgebaut werden.
Mit Zunahme des Regens kam gegen 10:50 Uhr der
nächste Alarm. Der Löschzug Witzhelden wurde in die Ortschaft Kuhle
gerufen. Dort drohte angesammeltes Wasser in einen Keller zu laufen.
Um die Kreisleitstelle für kommende
Einsatzlagen zu entlasten, wurde gegen 14:30 Uhr der sogenannte
Unwetter-Meldekopf aktiviert. Es wurde eine Feuerwehr-Einsatzleitung in
der Wache Am Wallgraben eingerichtet und von dort aus alle eingehenden
Einsätze koordiniert.
Die Feuerwehr-Einsatzleitung übernahm die
Koordinierung der eigenen Einsatzkräfte, sowie der Kräfte der unterstützenden
Feuerwehren, des Deutschen Roten Kreuzes, der DLRG und des Technischen
Hilfswerkes. Zusätzlich installierte die Leitung der Stadtverwaltung
einen Krisenstab.
Das Stadtgebiet wurde in mehrere
Einsatzabschnitte aufgeteilt. Die Einsatzstellen wurden der Priorität
nach abgearbeitet.
Die Anzahl der Einsätze häuften sich und
gegen 15:30 Uhr wurde Stadtalarm für die Feuerwehr ausgelöst. Zu diesem
Zeitpunkt war der Regen so massiv, dass der Weltersbach und der Murbach zu
reißenden Flüssen wurden, über ihre Ufer traten und für erste Überschwemmungen
im Bereich Wietsche und Balken, sowie in Büscherhöfen sorgten.
Aufgrund der Wetterlage, auch im Umland, war
es zunächst kaum möglich externe Einsatzkräfte zur Unterstützung nach
Leichlingen zu holen.
Das extreme Wetter spitzte sich immer mehr zu
und durch den Deutschen Wetterdienst wurde die Warnstufe auf die Höchste
Stufe 4 gesetzt.
Der Bereich um die Talsperre Diepental und des
Murbachweiher lief so voll, dass dort die Dämme zu brechen drohten.
Mehrere Ortschaften mussten von den Einsatzkräften
der Polizei und der Feuerwehr evakuiert werden. Unterstützt wurden sie
hierbei von Kräften des DLRG. Die DLRG evakuierte die Menschen aus den
Bereichen wo das Wasser schon zu Hoch stand.
Das Pilgerheim Weltersbach hatte „Glück im
Unglück“ und wurde nicht so massiv getroffen wie bei dem
Unwetter-Starkregen im Juni 2018.
Durch den weiter zunehmenden Regen drohten die
Talsperren der Wupper über zu laufen und/oder sogar zu brechen. Trotz
aller Gefahren für die Bevölkerung musste ein kontrolliertes Ablassen
des Wassers veranlasst werden. Dieses sorgte für eine Flutwelle auf der
Wupper.
Mit der Flutwelle, die gegen 00:30 Uhr
erwartet war, stand das Wasser im Innenstadtbereich bis zu 1,7m hoch auf
den Straßen. Große Bereiche der Innenstadt waren komplett überflutet.
Die Bevölkerung wurde per NINA-WarnApp, über
die Sozialen-Medien und schlussendlich auch mittels Sirene vor den Überflutungen
und den damit verbundenen Gefahren gewarnt.
Die Anzahl der gemeldeten Einsatzstellen erhöhte
sich rasant.
In der Brückenstraße wurde eine Person in
einem Aufzug von den Wassermassen überrascht. Sie drohte im Aufzug zu
ertrinken, konnte aber rechtzeitig von den Einsatzkräften gerettet
werden.
Kurz darauf passierte das wo alle Einsatzkräfte
gehofft hatten, dass so etwas nicht passieren wird…
In der stärksten Phase des Hochwassers kam es
zu einem Wohnhausbrand an der Neukirchener Straße. Menschenleben waren in
akuter Gefahr. Drei Personen sollten sich noch in dem brennenden Haus
befinden.
Die Neukirchener Straße stand teilweise bis
zu 1,7 Meter unter Wasser und die Fließgeschwindigkeit war enorm.
Nach Meldung der Leitstelle wurde sofort ein
in der Nähe befindliches Boot der DLRG an die gemeldete Adresse
geschickt, zeitgleich wurden weitere Einsatzkräfte zum nächstmöglichen
Aufnahmepunkt beordert und erneut Stadtalarm für die Feuerwehr ausgelöst.
Da sich die Brandstelle im überfluteten
Bereich befand, war es erst nach einigen Stunden möglich mit Löschfahrzeugen
zum brennenden Haus zu gelangen.
Die Menschenrettung und die Brandbekämpfung
war nur unter extrem erschwerten Bedingungen über die Boote der DLRG möglich.
Im Verlauf des Einsatzes konnten weitere Boote der Feuerwehr Köln und
Monheim am Rhein mobilisiert werden.
Die DLRG Köln-Dhünnwald unterstützte mit
einem Unimog.
Pumpen, Schläuche und die Einsatzkräfte mit
Atemschutz mussten nach und nach an das Brandobjekt herangeführt werden.
Auch ein Hubschrauber der Polizei unterstützte mit mehreren Löschangriffen
aus der Luft.
Von drei Personen konnten Zwei
schwerstverletzt aus dem brennenden Haus gerettet werden. Für die dritte
Person kam leider jede Hilfe zu spät.
Die vor Ort eingesetzten Einsatzkräften
wurden von dem Team für Psycho-Soziale-Unterstützung (kurz PSU-Team)
betreut.
Der Brand konnte erst nach gut 20 Stunden als
„gelöscht“ gemeldet werden, die Brandruine wurde anschließend von
der Polizei beschlagnahmt.
Immer mehr Notrufmeldungen über vollgelaufene
Keller und überflutete Straßenzüge erreichten uns.
Am Morgen des 15. Juli wurden innerhalb kurzer
Zeit zwei Rauchentwicklungen aus Mehrfamilienhäusern gemeldet. In einem
Mehrfamilienhaus An der Wupper und Am Wallgraben schmorte jeweils der
Sicherungskasten und sorgte für eine Rauchentwicklung. Hier konnte
schnell Entwarnung gegeben werden und die Einsatzstellen wurde an den
Energieversorger übergeben.
Die Meldung von Einsätzen mit höchster
Priorität nahmen zu nächst kein ende.
Im Bereich Nesselrath steckte ein Fahrzeug in
den Fluten der Wupper fest. Der Fahrer konnte sich selbst nicht befreien
und wurde durch die Einsatzkräfte gerettet.
Im Bereich Junkersholz / Wietscher Mühle
rutsche ein Hang ab und blockierte den dortigen Waldweg.
Am 15.07.2021 kam es gegen 18:00 Uhr erneut zu
einem Gebäudebrand. In der Ortschaft Bergerhof brannte es im Keller eines
Mehrfamilienhauses. Mehrere Trupps gingen unter umluftunabhängigen
Atemschutz zur Brandbekämpfung vor. Alle Bewohner konnten rechtzeitig das
Haus verlassen, so dass bei diesem Einsatz niemand verletzt wurde.
Aufgrund der Straßensperrungen und überfluteten
Straßen musste die Einsatzkräfte des THW, der Feuerwehr und der DLRG
insgesamt dreimal Erste-Hilfe leisten und Personen betreuen bis der
Rettungsdienst eingetroffen war.
In Balken drohten durch das Wasser feucht
gewordene Heuballen sich selbst zu entzünden und mussten
auseinandergezogen und mit einem Löschwasserzusatz benetzt werden.
In einer Tiefgarage auf der Neukirchener Straße
konnte durch die Feuerwehr eine kleine Katastrophe abgewendet werden. Dort
hatten Arbeiter während den Aufräumarbeiten die Stromgeneratoren in der
Tiefgarage betrieben. Die Messgeräte der Feuerwehr schlugen Alarm und die
Tiefgarage wurde umgehend geräumt. Mehrere Personen wurden von der
Feuerwehr gerettet und mussten vom Rettungsdienst auf eine CO-Vergiftung
behandelt werden.
Neben den vollgelaufenen Kellern und den überfluteten
Straßen, musste in Herscheid eine Person nach einem Medizinischen Notfall
über die Drehleiter von einem Dach gerettet werden. Hier kam auch ein
Rettungshubschrauber zum Einsatz.
In Wupperhof unterstützte die Feuerwehr das
Umweltamt. Dort waren große Mengen Öl in die Wupper gelaufen. Kurzzeitig
später wurde dort gemeldet, dass aus einem Gastank das Gas austreten würde.
Austretendes Gas konnte nicht festgestellt werden, aber der Tank musste
von Kräften des THW gesichert werden.
Am 20.07.2021 bekamen wir fast zeitgleich zwei
Meldungen von möglichen Dammbrüchen in Diepental (Murbachweiher) und am
Hasensprung.
Der Murbachweiher war durch die Wassermassen
überspült worden drohte aufgrund von Erosionen zu brechen. Dies konnte
aber durch die Fachkräfte des THW verhindert werden.
Am Hasensprung mussten einige Tausend Sandsäcke
verbaut werden zur Sicherung des Altenzentrums. Nach Einschätzung durch
einen Deichbaufachberater des THW, war der Deich des Teiches am
Hasensprung massiv gefährdet.
Die Ortschaft Büscherhöfen wurde vorsorglich
evakuiert. Mit Unterstützung der Feuerwehr Bergisch Gladbach, Solingen,
Mettmann und örtlichen Bauern mit ihren Güllefässern/-pumpen konnte
eine weitere Katastrophe abgewendet werden.
Am darauffolgenden Tag wurden in
Zusammenarbeit mit dem Energieversorger weitere kleinere Einsatzstellen
abgearbeitet.
Gegen 14:50 Uhr wurden alle vier Löschzüge
nach Wietsche alarmiert. Dort sollte eine Person von einem abgerutschten
Hang verschüttet worden sein. Nach Erkundung durch die Einsatzkräfte
konnte diese Meldung glücklicherweise nicht bestätigt werden.
Die Person konnte sich selbst befreien und
wurde von den Rettungskräften zu Hausen angetroffen.
Im Zeitraum 14.07.2021, 08:00 Uhr und
23.07.2021, 20:00 Uhr erreichten uns 695 Notrufe. Davon ca. 90 Notrufe mit
höchster Priorität (z.B. Brandmeldungen, Menschenleben in Gefahr oder
massive Umweltschäden).
Leider konnten wir nicht überall und nicht
Zeitgleich an den vielen Stellen zur Hilfe eilen.
Aufgrund der vielen Meldungen mit höchster
Priorität, mussten Einsätze wie „Wasser im Keller“ immer wieder
hintenangestellt werden.
Am Freitag, den 23.07.2021 erklärte
Einsatzleiter und Leiter der Feuerwehr Björn Heitmann den Einsatz zur
Unwetter- und Hochwasserlage für beendet.
Wir sind überwältigt von den
vielen Spenden die uns erreicht haben. Besonders die vielen leckeren
Kuchen gaben uns immer wieder neue Kraft!
Wir danken allen die uns tatkräftig
unterstützt haben!
Im Besonderen:
Feuerwehr Solingen
Bauernhof Jost
Bauernhof Raderhof
Lohnunternehmen Herrmann
Hanscheider Hof Burscheid
Bauernhof Hielscher
Bauernhof Zimmermann
Bauernhof Heinrichs
|
|